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Richard Petersik // Vineforecast

https://www.vineforecast.com/

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Damit Deutschlands Winzer weniger spritzen

Eine Göttinger App soll den Weinbau ökologischer und ökonomischer machen

 

 

Göttingen. Das Interesse am Wein und an dessen Anbau habe er seinem Vater zu verdanken, sagt Richard Petersik. Er komme zwar nicht aus einem Weinbaugebiet, sondern aus dem Raum Berlin. Trotzdem sei Wein in seinem Elternhaus nicht nur verkostet worden, sondern oft auch Gesprächsthema gewesen. Sein älterer Bruder Paul und er selbst hätten immer wieder auf Weingütern gejobbt, sagt der 23-Jährige. „Dabei haben wir auch mitbekommen, wie Chemikalien gegen Mehltau und andere Reben-Krankheiten eingesetzt werden.“ Das Problem dabei: „Vielfach werden Pflanzenschutzmittel in zu großer Menge und viel zu lange gespritzt“, sagt Petersik. Das sei weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll.

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An dieser Stelle setzt die Geschäftsidee der Brüder für ihr Startup „VineForecast“ an: Mit Hilfe einer App wollen sie erreichen, dass Pflanzenschutzmittel im Weinbau nur noch dann eingesetzt werden, wenn es wirklich nötig ist. Das Prinzip: Auf der Basis allgemein verfügbarer Wetterdaten und unter Berücksichtigung der lokalen Topografie errechnet der Algorithmus punktgenaue Vorhersagen zum Mikroklima eines Weinbergs. „Denn das kann auf einer Seite ganz anders sein als auf der anderen“, sagt Petersik. Temperatur und Feuchtigkeit, die mitentscheidend sind für die Intensität eines Reben-Befalls, differieren mitunter sehr stark. Entsprechend verschieden sei der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln.

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Infektionskarte_Pero.png
Infektionskarte

Basierend auf genauen Wetterprognosen liefert die App detailgenaue Spritzpläne zur Bekämpfung der Reben-Krankheiten. „Auf diese Weise können Pflanzenschutzmittel und damit Kosten für Weingüter eingespart sowie eine umweltschonende Bewirtschaftung gefördert werden“, sagt Petersik, der sich seit seinem Wirtschaftsexamen im Sommer 2020 „zu hundert Prozent“ um das Projekt kümmert.

Beim Bundeswirtschaftsministerium sieht man die Geschäftsidee der Brüder (Paul ist examinierter Meteorologe) positiv. Zusammen mit der Gründungsförderung der Universität Göttingen haben die Petersiks dort jedenfalls ein Exist-Gründerstipendium in Höhe von 140 000 Euro einwerben können.

 

„Wir haben auf diese Weise Zeit, um die digitale Anwendung zur individualisierten Krankheitsvorhersage im Weinbau marktreif zu machen“, sagt der Gründer. Dank der Förderung habe „VineForcast“ auch einen promovierten Agrarwissenschaftler und Pflanzenschutzexperten für das Team gewinnen können.

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Erste Test der App bei Winzern seien bereits mit Erfolg gelaufen, sagt Petersik. Für einen dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg müsste „VineForcast“ fünf bis zehn Prozent der rund 17 000 haupt- und nebenberuflichen Winzer in Deutschland als Kunden gewinnen. Petersik sieht dafür gute Chancen.

 

Als Basis von „Vineforcast“ habe er bewusst den „Startraum“ gewählt, sagt Richard Petersik. „Hier habe ich ein Super-Netzwerk. Ich kann nützliche Geschäftsbeziehungen knüpfen. Und durch den vielfältigen Kontakt mit anderen Coworkern blickt man außerdem über den Tellerrand hinaus.“ Richard mag im übrigen am liebsten Riesling.

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